Lesebühne Kreis mit Berg

Lob der Lyrik

Neulich erhielt ich folgenden Brief: „Sehr geehrter Herr Kreis, Wein und Poesie … Das ist ein uraltes Paar, wurde doch schon in der Antike Wein mit kunstvollen Versen gerühmt. Kein Wunder also, dass auch Luigi Avogadri – rühriger Winzer auf Sizilien – der Dichtkunst zugewandt ist. Einmal in Form seines köstlichen Avogadri Nero d’Avola, denn der Wein ist wahrlich ein Gedicht, und zweitens als Zitat von Marcus Tullius Cicero, welches das Etikett unserer aktuellen Empfehlung ziert. Freuen Sie sich also auf trinkbare Lyrik, die Sie Strophe für Strophe erleben können.
Ihr Depotinhaber
Karsten Müller“.
Das ist der schönste Brief, der mich seit langem erreicht hat. Ein bodenständiger Geschäftsmann, der mit Herz und Leber die Lyrik liebt! Mit meiner Jacques‘-Kundenkarte bekomme ich nun regelmäßig ab einem Bestellwert von 50 Euro versandkostenfrei trinkbare Lyrik bis an die Wohnungstür geliefert. Bequemer und sicherer kann man in den Zeiten von Corona nicht dichter werden. Und wenn ich die vielen geleerten Flaschen schlußendlich zum Glascontainer um die Ecke schleppe, weiß ich auch, was ich die ganze Woche über getan habe.
In dieser Zeit ist ja auch viel von Unterstützung der Künstler die Rede. „Kultur ans Netz“ oder wie diese Programme heißen. Ich plädiere für „Kultur ans Glas“. Wenn Du mich, lieber Leser, unterstützen möchtest, bestelle bei Jaques‘ Weindepot und gib mich als Empfehlenden an, dann werden wir beide belohnt. Du bekommst 10 Euro gutgeschrieben und ich 20 Euro. Eine klassische Wein-Wein-Situation.
Wer jetzt denkt, ich mache Schleichwerbung für Jaques‘ Weindepot, dem kann ich versichern, daß ich für Jaques‘ Weindepot ganz offen Werbung mache. Jaques‘ Weindepot!, falls es jemand noch nicht kennen sollte, ich kann es nur empfehlen. Denn seit ich bei Jaques‘ Weindepot Wein bestelle, weiß ich auch, daß ich kein Alkoholiker bin. Einen Alkoholiker erkennt man daran, daß es ihm völlig egal ist, was er trinkt. Zum Beispiel Wein vom Penny. Spuck! Ich trinke lieber poetisch Primitivo, Barolo und Bordaux, et cetero von Jaques‘ Weindepot. Alles im roten Bereich. 

Natürlich kann man nicht die ganze Zeit Wein trinken. Wer vernünftig ist, trinkt auch mal Bier. Oder wie wir Feingeister sagen, süffige Prosa. Ich verfüge über eine gut sortierte Bierbibliothek mit Werken aus Bayern und Tschechien. Ein bißchen Sorgen bereitet mir allerdings mein Lesebühnenkumpel Peter Berg. Er trinkt Sternburg aus Plasteflaschen. Ich hoffe, er holt sich bald professionelle Hilfe. Wein kann er gar nicht trinken. Es gelingt ihm einfach nicht, seine an süffiger Prosa geschulte Trinkgeschwindigkeit auf trinkbare Lyrik umzustellen. Nach einer halben Stunde wäre er durch. Dabei ist das doch eine wichtige Kulturtechnik der gebildeten urbanen Elite bitrinkual zwischen beiden Getränken elegant switchen zu können. Überhaupt lebt Peter, wie ich immer wieder feststellen muß, ziemlich unkultiviert, er raucht auch noch. Wegen der Gesundheit habe ich kürzlich mit dem Rauchen aufgehört. Positiver Nebeneffekt, ich kann jetzt mehr trinken. Ich bekomme keine Kopfschmerzen mehr. Eine schöne Erfahrung nach über 20 Jahren Kopfschmerz.
Meine katholische Freundin und ich sind jetzt auch seit fast 20 Jahre zusammen. Was nicht zuletzt daran liegt, daß wir als Paar sehr gut miteinander trinken können. Das ist wichtig. Als Paar braucht man gemeinsame Interessen. Andere Paare, die ihre Beziehung auffrischen wollen, fangen irgendwann einen Tangokurs an, der ihnen knallhart die körperlichen Grenzen aufzeigt. Wir öffnen einfach eine Flasche Wein. Das ist nicht so ernüchternd.
Ich kenne allerdings Menschen, die wirklich ein Problem mit Alkohol haben. Leider gehört meine Mutter dazu. Jedes Mal, wenn ich ihr erzähle, wieviel ich trinke, hat sie ein Problem damit. Wahrscheinlich liegt es daran, daß sie nie in ihrem Leben getrunken hat und gar nicht einschätzen kann, was viel oder wenig ist. Für sie ist eine Flasche Wein am Abend schon viel. Ich weiß gar nicht, wie meine Mutter es mit meinem Vater aushält. Chronische Abstinenz führt zu einer realistischen Wahrnehmung des Partners, das kann für eine Beziehung nicht gut sein.
Man mag es kaum glauben, aber meine grundoptimistische Freundin hat für September ein paar Tage in Kloster auf Hiddensee gebucht. Dort, im Gerhart Hauptmann Haus, kann man im Weinkeller übrigens ein Gedicht lesen, das Gerhart Hauptmann seinem Weinhändler gewidmet hat, worauf dieser ihn angeblich kostenlos mit Wein versorgt haben soll. Es ist ein Gedicht, dem man den regelmäßigen Alkoholgenuß seines Schöpfers bereits anmerkt. Ich möchte an diese schöne Tradition anknüpfen.
Lieber Herr Karsten Müller
Sie sind mein Abfüller
Denn seit Corona und Covid
Trink ich wie Goethe und Ovid
Ach, wie bin ich froh
Über Jacques‘ Depot
Hoch gepriesen sei’s
Herzlich ihr Christian Kreis